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Die Mega-Kryptobörse Binance steht vor einer Klage der SEC


Umsatzmanipulation, Täuschung und unerlaubte Wertpapiergeschäfte: Die US-Börsenaufsicht SEC erhebt in 13 Klagen schwere Vorwürfe gegen die weltgrößte Kryptobörse. Für Bitcoin und Co. beginnt erneut eine Belastungsprobe.

Wenn sich Gary Gensler über die Welt der Kryptowährungen äußert, erwartet niemand Harmonie. Nun nimmt der Chef der US-Börsenaufsicht SEC wieder einmal die weltweitgrößte Kryptobörse ins Visier: Binance. Am Montag hat die Aufsichtsbehörde 13 Klagen gegen das Unternehmen sowie deren Gründer Changpeng Zhao eingereicht.

„Zhao und die Binance-Unternehmen sind ein umfangreiches Netz aus Täuschungen, Interessenkonflikten, mangelnder Offenlegung und kalkulierter Umgehung des Gesetzes verwickelt“, sagte Gensler. Und weiter: „Die Öffentlichkeit sollte sich davor hüten, ihr hart verdientes Vermögen bei oder auf diesen rechtswidrigen Plattformen anzulegen.“

Deutlicher und schärfer könnte der Ton des SEC-Chef kaum sein. Binance selbst sieht die Anschuldigungen als unbegründet und kündigte prompt an, sich „energetisch zu verteidigen“. Sämtliche von Binance und den Tochterunternehmen verwalteten Gelder seien sicher. An den Märkten verpuffen die Beschwichtigungsversuche allerdings. Der Bitcoin sackte um fünf Prozent ab und notierte am Dienstagvormittag bei gut 25.700 Dollar. Drastischer war der Kursrutsch beim Binance-Coin BNB mit gut acht Prozent.

Die Vorwürfe haben es in sich. Die SEC wirft Binance unter anderem vor, Börsenumsätze zu manipulieren und gegen US-Wertpapiergesetze zu verstoßen. In der Klage monieren die Regulatoren zum Beispiel, dass Binance es versäumt habe, US-Kunden von der Plattform fernzuhalten. Diese sollen eigentlich über das Tochterunternehmen Binance.US handeln. Formal agiert das zwar unabhängig. Wenn es nach der SEC geht, ziehe aber auch bei der Tochtergesellschaft Binance-Chef Zhao die Strippen.

„Wir operieren als fucking unlizenzierte Wertpapierbörse“

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Manu Wagner | WEB3 Universe

Das sei auch ein Problem, weil das Mutterunternehmen Binance so die Kontrolle über die Vermögenswerte erhalte und „Kundenvermögen nach Belieben vermischen oder umleiten“ könne, schreibt die SEC in einem Onlinebeitrag. Unter anderem leite die Kryptobörse Gelder an Sigma Chain, ebenfalls ein Kryptounternehmen von Gründer Zhao.

Außerdem beschuldigt die Aufsichtsbehörde Binance, unregistrierte Wertpapiere zum Handel anzubieten. Dabei geht es einerseits um Kryptowährungen, die von der Plattform selbst herausgegeben werden, nämlich um den Binance-Coin BNB – inzwischen die viertgrößte Cyberdevise der Welt – und den Stablecoin BUSD.

Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung, die wertstabil bleiben soll und an einen anderen Vermögenswert wie den Dollar gekoppelt ist. Ein BUSD soll immer einem Dollar entsprechen. Und andererseits beklagt die SEC, dass Binance sogenannte Staking-Produkte anbietet. Beim Staking geben Anleger ihre Coins für die Erzeugung weiterer Digitalmünzen frei und bekommen dafür im Gegenzug eine zuvor festgelegte Belohnung.

Binance hat immer wieder Probleme mit der SEC und anderen Behörden. Das Unternehmen behauptet, stets Kontakt mit der US-Börsenaufsicht gesucht und sich kooperativ gezeigt zu haben. Dass nun die Klage folgt, sei entmutigend. Und auch den Kryptostandort USA sieht die Börse nun gefährdet.

„Die Aktionen der SEC untergraben Amerikas Rolle als globales Zentrum für finanzielle Innovationen und Führung“, hieß es weiter. In jüngster Vergangenheit haben die Regulatoren ihren Ton gegenüber Kryptounternehmen verschärft. Auch die Kryptobörsen Kraken und Coinbase stehen mit ihnen in Konflikt.

Die neue Härte der SEC resultiert aus dem Kollaps der einst drittgrößten Kryptobörse der Welt: FTX. Sie ging im vergangenen November pleite, nachdem milliardenschwere Löcher in der Bilanz aufgefallen waren. Die Insolvenz manövrierte den gesamten Kryptosektor in eine tiefe Vertrauenskrise.

Nach dem Kollaps von FTX hatte Gründer Zhao für eine stärkere Regulierung des Kryptosektors geworben. Kritiker warfen ihm vor, damit bloß Lippenbekenntnisse zu äußern. Einige Jahre zuvor schien das Unternehmen noch stolz auf seine Distanz zu den Regulatoren zu sein. „Wir operieren als fucking unlizenzierte Wertpapierbörse“, tönte damals der Compliance-Chef.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst am 05. Juni. Wir haben ihn aktualisiert.

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Author: Jillian Jordan

Last Updated: 1700341321

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