Exchange Traded Funds, kurz ETFs: Das sind an der Börse gehandelte (Aktien-)Fonds, die einen bekannten Marktindex, etwa den Dax, nachbilden. Sie wollen die Wertentwicklung des jeweiligen Index also „kopieren“.
Das Praktische an ETFs: Statt zum Beispiel 40 Dax-Aktien einzeln zu kaufen, genügt ein Fondsanteil, um an allen Dax-Aktien mit einem geringen Prozentanteil beteiligt zu sein.
Das ist dann hilfreich, wenn Du erstmal nicht so viel Geld in die Hand nehmen willst. Einzelaktien sind oft teuer, Preise von mehreren hundert Euro für einen Dax-Titel nicht ungewöhnlich.
Doch haben ETFs auch gewisse Risiken, wie wohl jedes Investment an der Börse. Wenn Du wissen willst, wie sicher ETFs wirklich sind, haben wir die wichtigsten Punkte für Dich zusammengestellt.
Wir unterscheiden dabei zwischen
- Risiken, die den Aktienmarkt generell betreffen (Punkte 1 bis 3) und
- Risiken, die speziell ETFs zugeschrieben werden (Punkte 4 bis 7).
Welche Risiken können bei ETFs auftreten?
Zwar gibt es auch ETFs, die „sichere“ Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen bündeln. Die meisten ETFs am Markt bilden aber Aktienindizes wie den Dax 40, den Eurostoxx 50, den S&P 500 oder den global ausgerichteten MSCI-World-Index nach. Und der Aktienmarkt unterliegt häufig Schwankungen.
1. Allgemeines Marktrisiko
Mit dem Begriff „allgemeines Marktrisiko“ sind die Schwankungen am Aktienmarkt gemeint. Ob es an den Börsen rauf oder runter geht, hängt in der Regel von äußeren Einflüssen ab.
Kurzfristig können das etwa die jüngsten Arbeitsmarktdaten sein oder Zinsentscheidungen der Notenbanken. Die Börse reagiert normalerweise dann, wenn Ergebnisse anders ausfallen, als Börsianer sie erwartet haben.
Einen mittelfristigen Aufschwung oder Dämpfer am Aktienmarkt lösen dagegen meist Ereignisse aus, die die Wirtschaftsleistung längerfristig beeinträchtigen. Beispiele sind lang anhaltende Niedrigzinsen oder Lieferkettenprobleme im Zuge der Corona-Pandemie.
Das Marktrisiko betrifft also den Aktienmarkt als Ganzes, nicht nur einzelne Aktien oder einzelne Branchen. Die größeren Zyklen von Aufs und Abs werden auch als Bullen- und Bärenmärkte bezeichnet.
Anders sieht ein Blick auf die Börse über Jahrzehnte aus. Denn der weltweite Aktienmarkt ist auch ein Näherungswert für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Über die Jahrzehnte kamen immer wieder neue, innovative Unternehmen an den Markt, die die Wirtschaftsleistung steigerten.
So sind heute etwa die US-Firmen Apple, Google/Alphabet oder Amazon diejenigen mit dem größten Wert an der Börse – alles Unternehmen aus dem Bereich Technologie und Digitales, die sich in den vergangenen 15 Jahren als Vorreiter in ihrer jeweiligen Branche etabliert haben. Seit 1975 stieg der weltweite Aktienindex pro Jahr durchschnittlich um gut 9,5 Prozent.
Fazit: Der Theorie nach sollte es am globalen Aktienmarkt über Jahrzehnte nach oben gehen. Kurz- und mittelfristig sollten Anleger ein allgemeines Marktrisiko jedoch immer einkalkulieren. Das gilt für ein Aktienportfolio und Fonds genauso wie für ETFs.
2. Blasenbildung am Aktienmarkt
Von einer Blase spricht man normalerweise, wenn die Preise für bestimmte Güter überteuert sind. Wenn ein Gut also im Kern nicht so viel wert ist, wie der „aufgeblasene“ Preis es suggeriert. Man spricht auch von der Entkopplung des Realwerts (bei Immobilien) oder einer deutlichen Überbewertung (bei Aktien).
Die Notenbanken vieler Länder hatten in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 schrittweise, aber kontinuierlich die Leitzinsen gesenkt – damit sanken auch die Sparzinsen. Es gab kaum mehr rentable „sichere“ Anleihen wie Staatsanleihen oder Festgeld. Die Welt steckte im sog. „Anlagenotstand“.
Viele Anleger und Investoren entdeckten in dieser Phase die Börse (wieder) und zwar als Chance, Geld zu verdienen. Die Nachfrage nach Aktien, Aktienfonds und Aktiensparplänen stieg enorm an, was Aktienpreise (Kurse) ab 2009 in nie dagewesene Höhen trieb (s. Chart).
Nehmen viele Anleger Wertsteigerungen anfangs gerne mit, fragen sich doch einige irgendwann, wie lange der Aufschwung noch „gutgeht“ – ob also die hohe Bewertung der Aktien noch dem Wert des jeweiligen Unternehmens entspricht.
Am Ende ist die Sorge bei einer Blase immer: Pumpen Spekulanten am Markt die Preise nur künstlich auf, indem sie nur (Aktien) zukaufen, um irgendwann den Ausverkauf zu starten? Also bei sehr hohen Preisen mit Gewinn zu verkaufen? Oder steckt echter Wert dahinter?
Die „Aktienblase“ ist bisher nicht geplatzt. Seit 2021 sehen wir aber doch eine leichte Korrektur bei den globalen Aktienpreisen. Geschuldet ist dies aber wohl eher der Corona-Pandemie und ihren Folgen für den Welthandel als der Spekulation.
Fazit: Wenn Aktienpreise schnell steigen, profitieren auch Aktienfonds und Aktien-ETFs. Die Fondsanteile gewinnen an Wert. Platzt die Blase, werden all diese Anlageprodukte an Wert verlieren.
3. Herdenverhalten von Anlegern
Wenn einer rennt, rennen alle los. Das gilt nicht nur für Schaf- oder Kuhherden, wenn sie sich einer Gefahr ausgesetzt sehen, sondern im übertragenen Sinn auch für Anleger.
Schon oft konnte man beobachten, dass vor allem Privatanleger dann ihre ETF-Anteile verkaufen, wenn sie merken, dass die Kurse (schnell) fallen – also bereits andere Anleger (Spekulanten) in großem Stil verkaufen.
Das Problem: Wenn man merkt, dass die anderen bereits losgerannt sind, ist man eigentlich schon zu spät dran.
Für Anleger heißt das, sie verkaufen ihre Aktien eigentlich schon zu billig und machen häufig Verlust. Doch der sichere Verlust ist vielen lieber, als das Risiko, noch mehr ins Minus zu rutschen.
Wir raten: Renne nicht hinterher, sondern behalte die Nerven und sitze den Ausverkauf aus. In der Regel findet der Aktienmarkt früher oder später zu einer fairen Bewertung zurück.
4. Wechselkursrisiko bei ETFs in Fremdwährung
Wenn Du Dir verschiedene ETFs auf denselben Aktienindex näher anschaust, wirst Du feststellen, dass manche auf Euro und manche auf US-Dollar lauten. Das ist nichts Ungewöhnliches.
Denn egal, in welcher Währung Aktien an der Börse gelistet sind, gibt es nur einen Preis – der eben über die gültigen Wechselkurse in verschiedenen Währungen ausgedrückt werden kann.
Der Wert des von uns empfohlenen ETF auf den MSCI World ist vom Indexanbieter MSCI zunächst in US-Dollar angegeben. Das liegt nahe, da etwa 70 Prozent des Gewichts im Index sich auf US-amerikanische Unternehmen verteilt.
Allerdings gibt es den MSCI World auch in Euro notiert. Hier rechnet MSCI den Indexwert in Dollar einfach mit dem täglichen Wechselkurs in Euro um.
Ein Wechselkursrisiko bei ETFs liegt dann vor, wenn eine Währung dauerhaft gegenüber der anderen aufwertet, wie zuletzt der Dollar gegenüber dem Euro.
- Geht es an den Börsen aufwärts, gewinnen ETF-Anteile in Euro prozentual weniger an Wert als in Dollar. Die Rendite in Euro ist geringer als die in US-Dollar.
- Geht es an den Börsen jedoch abwärts, verlieren ETF-Anteile in Euro prozentual weniger an Wert als in Dollar. Die Rendite in Euro ist höher als die in US-Dollar.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Dollar sich auf lange Frist in etwa ausgeglichen haben. Sei also nicht allzu beunruhigt über die Währung Deiner ETF-Anteile, wenn Du diese über die lange Frist von 15 Jahren oder mehr hältst – was wir empfehlen.
5. Risiko von Liquiditätsengpässen bei ETFs
Risiko von Liquiditätsengpässen heißt: die Sorge, dass Anleger ihre ETF-Anteile (bzw. die darin enthaltenen Aktien) nicht oder nicht sofort an der Börse verkaufen können. Dafür kann es zwei Gründe geben:
- Nischenaktien: Es kann sein, dass die Aktien im ETF eine Nische besetzen, so dass sich nicht zu jeder Zeit ein Käufer findet. Das gilt etwa für Aktien aus sog. Frontier-Regionen wie Subsahara-Afrika, Marokko oder Tunesien.
- „Panik-Ausverkauf“ an der Börse: Verkaufen Investoren aus Panik sehr schnell, sehr viele Aktien, fällt der Kurs rapide. Es kann dann sein, dass sich selbst für bekannte Aktien keine Abnehmer mehr finden, weil alle nur noch den Wertverlust fürchten. In einem solchen Fall wird das Handelssystem ausgesetzt, bis sich die Gemüter wieder beruhigen.
Das Liquiditätsrisiko der Nischenaktien lässt sich leicht umgehen, indem Du etablierte ETFs mit häufig gehandelten Aktien kaufst, etwa ETFs auf den MSCI World Aktienindex.
Das Liquiditätsrisiko eines Panik-Ausverkaufs kannst Du als Anleger nicht umgehen. Wir raten jedoch, in den seltenen Fällen, in denen so etwas passiert, die Nerven zu behalten und ETF-Anteile nicht zu verkaufen (s. auch Kapitel 3 zum Herdenverhalten).
Wenn Du lange genug wartest, sollte sich der Wert Deiner ETF-Aktien „regenerieren“, also zu ihrem fairen Wert zurückfinden.
6. Große Marktmacht einzelner ETF-Anbieter
Auf dem europäischen Markt sind mehrere ETF-Anbieter vertreten. Allerdings steht ein Unternehmen mit mehr als 50 Prozent Marktanteil bei ETFs eindeutig an der Spitze: Blackrock bzw. dessen ETF-Marke iShares. Blackrock verwaltet etwa 10 Billionen US-Dollar an Anlegergeld – so viel, wie sonst keine andere Investmentgesellschaft.
Manche sagen daher, Blackrock habe zu große Marktmacht. Der Vorwurf besteht aus zwei Teilen.
- Einmal geht es darum, Blackrock könne aktiv Aktienkurse und damit auch ETF-Kurse beeinflussen, weil das Unternehmen so viele Aktien besitzt und der Kurs reagieren würde, sollte Blackrock plötzlich Aktien einer bestimmten Unternehmung loswerden wollen. Andere dementieren das: der Einfluss wäre nicht groß genug. Von außen ist dieser Punkt schwer zu bewerten.
- Zum anderen meinen einige Kritiker, Blackrock könne als Großaktionär in der Hauptversammlung Druck auf das Management vieler Unternehmen ausüben oder gar deren Geschäftstätigkeit beeinflussen. Ob das stimmt und sich das direkt auf den Aktienkurs niederschlagen würde, ist allerdings unklar.
7. Nicht jeder ETF ist sinnvoll
Viele Anleger kennen den deutschen Aktienindex Dax mit seinen Untergruppen Mdax, SDax und TecDax oder die amerikanischen großen Indizes S&P 500 und Nasdaq. Doch gibt es noch viele Indizes mehr – für beliebige Branchen, Themen und sogar für einige Anleihemärkte.
Und so verwundert es kaum, dass das Angebot an ETFs in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Mittlerweile lässt sich ein ETF auf so gut wie jeden Aktien-Teilmarkt finden. Von Rohstoff-ETFs, geht es über ETFs für „saubere Energien“ bis hin zu ETFs für Dividendenaktien oder China-ETFs.
Da hat der Anleger die Qual der Wahl, so scheint es zumindest. Tatsächlich ist am Ende nicht jeder ETF wirklich „sinnvoll“, wenn wir einmal unterstellen, dass Anleger ihr Portfolio möglichst diversifiziert, also breit aufstellen und so das Risiko für Kursschwankungen möglichst minimieren wollen.
Wenn Du unsere drei wichtigsten Tipps beachtest, bist Du auf dem richtigen Weg:
- Investiere in breit aufgestellte ETFs, die möglichst viele Länder, Branchen und Währungen abdecken und gerne mehrere hundert Aktien enthalten. So ist das Verlustrisiko auf genügend viele Schultern verteilt und der ETF sollte vergleichsweise wenig im Preis schwanken.
- Lege in gängige ETFs mit viel Handelsvolumen an. Dann kannst Du Dir recht sicher sein, dass Du Deine Anteile immer gut wieder an der Börse verkaufen kannst. Du minimierst damit das Risiko von Liquiditätsengpässen (Punkt 5).
- Wir raten außerdem zu ETFs, die schon am Markt etabliert und günstig sind: Sie sollten mindestens 3 Jahre existieren, über 100 Millionen Euro Anlegergeld verwalten und nicht mehr als 0,3 Prozent laufende Kosten (TER) berechnen.
ETFs, die all diese Kriterien erfüllen, bilden den Weltaktienindex MSCI World ab. Enthalten sind die Aktien der gut 1.500 größten Unternehmen aus 23 Industrieländern, wobei das Gewicht momentan stark auf den USA liegt.
Die besten ETFs auf den MSCI World 2023 und die besten weltweit ausgerichteten nachhaltigen ETFs 2023 stellen wir in einem jeweils eigenen Text vor.
Gibt es besonders risikoreiche ETFs?
Nach der Finanzkrise 2008 war alle Welt skeptisch gegenüber dem Aktienmarkt. Besonders Fonds lösten wohl bei vielen Unbehagen aus. Was genau steckt da drin, fragte man sich damals. Auch bestimmte ETFs wurden (und werden wohl bis heute) von einigen skeptisch betrachtet.
Vorab sollte man wissen: Es gibt zwei Arten von ETFs: Die physisch replizierenden, die die meisten Aktien im Index tatsächlich einkaufen und verwahren. Und die sog. synthetischen („künstlichen“) ETFs, die sich die Wertentwicklung eines Aktienindex über ein Tauschgeschäft (Swap) mit einer Bank zusichern lassen.
Swap-ETFs bergen ein Kontrahentenrisiko
Bei einem Swap-ETF kauft der ETF-Anbieter die Indexaktien nicht selbst ein. Er hält stattdessen einen Korb aus meist gängigen, gut handelbaren Aktien (sog. Trägerportfolio). Die Wertentwicklung dieses Portfolios bietet er einer Bank zum Tausch an. Die Bank verspricht ihrerseits die Wertentwicklung des Index.
In der Regel haben beide Seiten etwas von dem Tausch. Seien es Kosteneinsparungen, steuerliche Vorteile oder eine Möglichkeit, nicht allzu nischenhafte Aktien einkaufen zu müssen. Allerdings ist, zugegeben, die Ausgestaltung der synthetischen ETFs nicht ganz so intuitiv wie die eines physischen ETFs.
Viele Anleger haben daher Angst, dass beim künstlichen ETF etwas schiefgeht. Und dass sie im Falle einer Pleite des ETF-Anbieters nur einen Teil ihres investierten Geldes wiederbekommen. Am Ende hat der ETF-Anbieter nicht die Indexaktien, sondern nur einen beliebigen Aktienkorb als Sicherheit im Besitz.
Es gibt Entwarnung: Der Gesetzgeber schreibt für synthetische ETFs vor, dass der Wert des Aktienkorbs, den der ETF-Anbieter hält, im Wert gleich zum zugesicherten Indexwert stehen muss. Ist der Aktienkorb weniger wert, muss der ETF-Anbieter zusätzliche Sicherheiten wie Staatsanleihen zukaufen.
Das sogenannte Clearing, also die offizielle Feststellung des Werts der beiden Portfolios und ggf. ein Nachjustieren von Sicherheiten, findet am Ende jeden Handelstags statt.
Obwohl synthetische ETFs auf diese Art im Grunde auch sicher sind, befinden sie sich auf dem Rückzug. Investoren, auch die größeren, fragen immer mehr nach den physischen ETFs. Die meisten ETF-Anbieter haben reagiert und ihren synthetischen ETFs physische an die Seite gestellt.
Tracking Error bei physischen ETFs
Das Wort „error“, zu Deutsch Fehler, klingt ja erstmal nicht so gut. Ein Tracking Error ist ein „Fehler bei der Nachbildung des Index durch den ETF“. Am Ende trifft der ETF also nicht ganz genau die Indexentwicklung, sondern weicht etwas ab – im Positiven wie im Negativen.
Dieser in Prozent ausgewiesene Tracking Error gehört zu den Kennzahlen eines ETFs. Er wird meist für das vergangene Jahr berechnet. Manche Anleger wählen dann den ETF mit dem geringsten Tracking Error über einen bestimmten Zeitraum.
Fraglich ist jedoch, ob die Kennzahl so aussagekräftig ist. Denn es kann mehrere Ursachen haben, warum ein ETF vom Index im Wert abweicht. Mögliche Faktoren sind
- die Höhe der Verwaltungskosten,
- zu welchen Konditionen sich kurzfristig Aktien an Fonds und Banken verleihen lassen,
- wie viel Quellensteuer sich ein ETF zurückholt,
- ob der ETF ausnahmslos alle Indexaktien kauft oder nur eine optimierte Auswahl trifft.
So unterschiedlich die Ursachen sind, so unterschiedlich kann auch der jährliche Tracking Error sein. Heißt: Nur, weil ein ETF in einem Jahr etwas weiter von der Indexentwicklung entfernt lag, bedeutet das nicht, dass das systematisch in den weiteren Jahren auch so ist.
Beim Tracking Error geht es übrigens meist um einige zehntel, manchmal nur hundertstel Prozent Wertabweichung.
Aus unserer Sicht sind die oben genannten Tipps, wie man einen guten ETF wählt (s. Kapitel 7) die relevantesten Entscheidungskriterien für Anleger. Der geringste Tracking Error nützt Dir nichts, wenn Du Dich für einen wenig sinnvollen ETF entscheidest.
Warum sind ETFs sicherer als andere Anlageformen?
ETFs sind Investmentfonds, die – richtig ausgestaltet – das Verlustrisiko für Anleger reduzieren können. Sie unterstehen darüber hinaus einer strengen Regulierung und müssen das investierte Vermögen der Anleger getrennt verwahren. Verglichen mit anderen Anlageformen, die Aktien beinhalten, bieten ETFs Vorteile für Anleger.
Diversifikation und Risikostreuung
ETFs können Aktienindizes abbilden, die sehr breit über Länder, Branchen und Währungen gestreut sind und damit allzu große Wertschwankungen abfedern können. Das Verlustrisiko ist so auf viele Schultern verteilt. Wenn es Aktien aus einer Branche nicht so gut geht, profilieren sich möglicherweise gerade andere. Lies mehr dazu in unserem Ratgeber zur Diversifikation
Transparenz und Offenlegung der ETF-Anbieter
ETFs bilden einen Aktienindex nach. Sie veröffentlichen jede Menge Informationen dazu, wie sie dies genau machen. Nicht nur findest Du bei quasi allen ETFs die genaue Zusammensetzung in Branchen und Länder. In der Regel kannst Du auch die Einzelaktien, bei synthetischen ETFs das Trägerportfolio, einsehen.
Zudem veröffentlichen ETF-Anbieter detaillierte Ergebnisse zu Rendite, Wertschwankung und Kosten, zum verwalteten Vermögen, Auflagedatum und Tracking Error. Das erleichtert in der Regel den Vergleich für Anleger.
Im Rahmen der europäischen UCITS-Regulierung sind weitere Veröffentlichungen vorgeschrieben, mehr dazu im nächsten Kapitel.
Regulierung durch die Aufsichtsbehörden
Europäische ETFs fallen unter die sog. UCITS-Regulierung, die Verbraucher schützen soll. Das Regelwerk verlangt ETF-Anbietern im Wesentlichen fünf Punkte ab:
- Der ETF muss genügend diversifiziert, also breit gestreut sein. Darum gibt es in Europa – anders als in den USA – keine ETFs auf Gold.
- Anlegergeld muss als Sondervermögen verwahrt werden und ist im Fall einer Pleite des ETF-Anbieters nicht Teil dessen Insolvenzmasse.
- Der ETF muss unbegrenzt laufen und ausreichend liquide sein, also die Indexaktien am besten jederzeit vorhalten. Dahinter steht: Anleger sollten zu jeder Zeit verkaufen können.
- Maximal 10 Prozent Derivate. Möchte der ETF-Anbieter mit den gehaltenen Aktien zusätzlich Rendite erwirtschaften, diese zum Beispiel verleihen, dürfen solche Geschäfte maximal 10 Prozent des ETF-Werts ausmachen.
- ETF-Anbieter müssen eine Produktbroschüre, Geschäftsberichte zum vollen Jahr und Halbjahr veröffentlichen und die wesentlichen Anlegerinformationen in einem weiteren Informationsblatt KIID (Key Investor Information Document) zusammenstellen.
Erfüllt ein ETF diese Voraussetzungen nicht, wird er nicht am Markt zugelassen. In diesem Sinne sind ETFs unter all den Fondsvarianten am Markt sicherlich diejenigen, die am ehesten die Verbraucherinteressen widerspiegeln.
Geringere Kosten im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds
In Europa kosten ETFs normalerweise zwischen 0,15 und 0,5 Prozent des Anteilwertes. Im Schnitt dürften die laufenden Kosten eines ETFs zwischen 0,2 und 0,3 Prozent liegen.
Das ist im besten Fall ein Zehntel weniger, als ein aktiv gemanagter Fonds kostet. 2 Prozent laufende Kosten sind dort immer noch verbreitet.
Wie können zwei Fonds, die womöglich fast den gleichen Markt abdecken, sich um den Faktor zehn in den Kosten unterscheiden?
Der Grund ist: Beim ETF gibt es, anders als beim aktiven Fonds, keinen Fondsmanager zu bezahlen. Denn der ETF bildet einen Index einfach nach, die Aktienauswahl steht also fest.
Anders beim aktiven Fonds. Hier möchte der Fondsmanager dem Fonds oft eine persönliche Note verschaffen und die ein oder andere individuelle Aktienauswahl (Stock-Picking) treffen.
Ein Vergleich international ausgerichteter Fonds zeigt aber oft, dass sich die Zusammensetzung der Aktien in einem ETF und einem globalen aktiven Aktienfonds gar nicht so sehr unterscheidet.
Wir schließen uns dem Rat vieler Experten an: Lieber auf die Marktrendite (eines ETFs) und geringe Kosten setzen, als zu versuchen, durch individuelles Stock-Picking eine deutliche Überrendite zu erzielen, die die Mehrkosten des Fondsmanagements deckt.
Wie können Anleger die Risiken von ETFs minimieren?
In diesem Artikel haben wir gezeigt, dass auch ETFs bestimmte Risiken haben können. Allerdings gibt es gute Möglichkeiten, diese zu vermeiden.
Recherche und Auswahl des ETFs
Bevor Du einen ETF kaufst, schau Dir nochmal dessen Details an.
- Achte darauf, dass der Index breit diversifiziert, mehr als 100 Aktien im Portfolio hat und möglichst etabliert ist (großes Fondsvolumen, Auflagedatum). Dieser minimiert Verlustrisiken und garantiert eine gewisse Liquidität.
- Wenn Du Dich für Nischen-ETFs interessierst, mische diese höchstens in kleinen Anteilen Deinem breit aufgestellten Portfolio bei. Das gilt auch für Gold-ETCs.
- Prüfe, ob die Kosten (TER) des ETF gering sind.
- Fühlst Du Dich mit einem physischen ETF sicherer, weil er intuitiver funktioniert, wähle einen solchen.
Wenn Du an einen ETF auf den MSCI World oder dessen nachhaltige Variante denkst, haben wir die Analyse bereits für Dich gemacht.
Verstehen des ETFs und des zugrundeliegenden Indexes
Kaufe und unterschreibe niemals etwas, das Du nicht verstehst. Mit diesem Leitsatz fahren Anleger meist am besten. Hast Du Zweifel daran, wie der ETF-Anbieter seinen ETF genau ausgestaltet, sind Dir Details nicht klar, lies lieber noch einmal nach.
Die meisten Infos über ETFs erfährst Du auf den Webseiten der ETF-Anbieter selbst, nicht etwa in den Apps von günstigen Neobrokern. Lies dazu mehr in unserem Brokervergleich.
Berücksichtigung der eigenen Anlageziele und Risikotoleranz
Fehlt noch die Frage, wie viel Geld Du in einen ETF stecken solltest. Das hängt davon ab, wie viel Rendite Du pro Jahr gern erwirtschaften würdest. Und wie viel Dein ETF zwischendurch an Wert verlieren kann, ohne dass Du Albträume bekommst.
Unser Rat ist, nicht nur in Aktien-ETFs anzulegen, sondern Geld auch in andere sichere Anlageklassen wie Anleihen, Festgeld, Tagesgeld oder Gold zu stecken. Indem Du Aktien und sichere Anlagen mischst, reduzierst Du das Risiko von Verlusten.
Das Verhältnis Aktien zu sicheren Anlagen kannst Du selbst bestimmen. Wer etwas auf der Hut sein möchte und größere Schwankungen nicht so gut aushält, sollte vielleicht erst einmal mit 30 Prozent Aktien starten. Das Verhältnis kann man jährlich überprüfen.
Wer sich nicht sicher ist: Automatisierte Anlagehelfer, sogenannte Robo-Advisor wie Quirion oder Growney, können Dich unterstützen. Sie stellen Tools zur Verfügung, über die Du Deine persönliche Risikoneigung ausrechnen lassen kannst.
Was Du aus dem Text mitnehmen kannst
Kein ETF ist hundertprozentig sicher. Denn er ist, wie alle Produkte am Aktienmarkt, kurz- und mittelfristig allgemeinen Kursschwankungen ausgesetzt. Nur, wer ETFs 15 Jahre oder länger hält, konnte in der Vergangenheit immer einer positive Rendite erzielen. Sicherheit bei ETFs hat damit zu tun, wie lange Du Deinen ETF im Depot liegen lässt.
Darüber hinaus kannst Du manche Risiken umgehen, indem Du Dich bedacht verhältst und dem ETF-Kauf die richtige Recherche voranstellst.
Einfache, gute Tipps sind:
- Investiere in breit aufgestellte, relativ große und gut gehandelte ETFs, die zum Beispiel den Weltaktienindex mit mehr als 1.500 Aktien abbilden. Diese schwanken weniger und sind liquider.
- Folge nicht einer Herde panischer Anleger, die verkaufen. Sondern halte auch im Abschwung, wenn möglich, an Deinem Wertpapier fest. In der Vergangenheit haben sich die Aktienkurse in der längeren Zeit immer wieder regeneriert.
Von allen Börsenprodukten sind ETFs wohl die, die Anlegerinteressen am ehesten adressieren.
Bei einer Pleite des Anbieters sind ETF-Guthaben der Anleger etwa bei Treuhändern getrennt aufbewahrt und abrufbar. Das Anlegergeld ist damit kein Teil der Insolvenzmasse.
Zudem müssen ETFs breit aufgestellt sein, unendlich lang laufen und kritische Kennzahlen regelmäßig berichten. Zudem lassen sich im Vergleich zu aktiv gemanagten Aktienfonds deutlich Kosten sparen.
Häufig gestellte Fragen zur Sicherheit von ETFs
Wo und wie kannst Du ETFs kaufen?
ETFs kannst Du bei vielen Banken über das zugehörige Online-Depot kaufen. Oder gleich bei Brokern (auf den Wertpapierhandel spezialisierte Dienstleister). Beispiele sind Trade Republic, Scalable Capital Free Broker, Just Trade oder Finanzen.net Zero Broker. Finde eine Liste der besten Online-Brokerin unserer Analyse.
Der Kaufprozess selbst ist recht einfach. Gib den Namen oder die Identifikationsnummer (ISIN) Deines ETFs in die Suchmaske ein, wähle den ETF, wähle einen Handelsplatz aus (Tradegate, LS Exchange oder Xetra) und klicke auf „kaufen“. Du kannst überlegen, ob Du eine größere Summe auf einmal investierst oder monatlich in kleinen Raten sparst (Sparplan).
Wie setzen sich die Kosten bei ETFs zusammen?
Die Kostenquote, auf die jeder beim ETF schaut, heißt TER (Total Expense Ratio). Sie beträgt meist zwischen 0,15 und 0,5 Prozent und wird von der Wertentwicklung des ETF abgezogen.
Der Begriff Total Expense Ratio ist zudem etwas irreführend, da die TER nur einige, nicht alle möglichen Kostenpunkte erfasst. Auf Deutsch liest man daher auch oft den treffenderen Begriff „laufende Kosten“. Bestandteile der TER sind:
- Verwaltungskosten der Fondsgesellschaft dafür, dass sie ETFs auflegt und vertreibt.
- Lizenzgebühren, die ein ETF-Anbieter dem Indexanbieter (zum Beispiel den deutschen Stoxx-Indizes oder dem MSCI-Index) bezahlen muss.
- die von Anlegern zu zahlende Mehrwertsteuer und andere kleinere Gebühren.
Was musst Du bei der Steuer beachten?
Vor einigen Jahren hat der Gesetzgeber die Besteuerung von Aktien-ETFs neu ausgerichtet. Seitdem werden unter anderem synthetische und physische ETFs bei der Steuer gleich behandelt, frühere Vorteile der künstlichen ETFs sind weggefallen.
Verkaufst Du Aktien-ETFs mit Gewinn, musst Du diesen mit der Abgeltungssteuer (26,375 Prozent + ggf. Kirchensteuer) versteuern. Das gilt auch für Dividenden, die ein ETF ausschüttet. Allerdings stehen jedem Bürger bis zu 1.000 Euro pro Jahr an Kapitalgewinnen frei (2.000 Euro für Ehepaare).
Zusätzlich will der Staat ETF-Gewinne bereits unterjährig vorversteuern (sog. Vorabsteuer). Momentan entfällt aber dieser Schritt, da der dafür zu Rate gezogenen Zins momentan negativ ausfällt. Mehr zu den Steuern betrachten wir bald in einem eigenen Ratgeber.
Was ist ein ETF-Sparplan?
Bei einem ETF-Sparplan investierst Du monatlich einen festen Betrag, etwa 50 Euro, und kaufst davon ETF-Anteile. Du kannst das Geld per Dauerauftrag abbuchen lassen. So hast Du keinen Aufwand, wenn der Sparplan erst einmal eingerichtet ist. Mehr dazu liest Du im Ratgeber zum ETF-Sparplan.
Was ist der MSCI-World-Index?
Der MSCI-Weltaktienindex ist ein globaler Aktienindex, der aus mehr als 1.500 Aktien der 23 größten Industrieländer besteht. Etwa 70 Prozent Indexgewicht entfällt momentan auf die USA. Dort sitzen also die wertvollsten Unternehmen der Welt.
Die Top-10-Unternehmen im MSCI World Index sind Ende Januar 2023:
• Apple
• Microsoft
• Amazon
• Alphabet A
• Alphabet C
• Nvidia
• Exxon Mobile
• United Health Group
• Tesla
• Johnson & Johnson
Der Index-Anbieter MSCI berechnet diesen Index laufend und passt ihn quartalsweise an.
Viele ETFs nutzen diesen etablierten Index, um das weltweite Aktiengeschehen abzubilden. Den MSCI World gibt es in seiner ursprünglichen Form und auch als nachhaltig ausgerichteten Index.
Lies dazu unsere beiden Bestenlisten zu MSCI-World-ETFs in der reinen und nachhaltigen Variante.
Author: Toni Schmidt
Last Updated: 1698621121
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